Gin hat nun auch Premiere bei unseren Tastings gefeiert!!!
Neben Whisky-, Rum-, Obstbrand- und Weinverkostungen, war es an der Zeit, auch dem Gin eine Bühne zu geben.
Am 5. August war es dann so weit!
Mit Vorfreude und Aufregung ging es an die Vorbereitungen der Verkostung:
Welche Schwerpunkte wollen wir setzen?
Welche Gin- Sorten wollen wir anbieten?
Und was interessiert unsere Freunde des Genusses?

So wie Whisky und Rum besitzt auch der Gin eine lange Historie. Die Erfolgsgeschichte des Gins hat seinen Begin im 17. Jahrhundert, wo der Mediziner Francois de la Boe auf Basis von Alkohol und Wacholder in Holland Tropfen gegen Magenbeschwerden entwickelte. Er gab Ihnen den Namen Genever, welcher noch heute geläufig und untrennbar mit Gin verbunden ist.
Britische Militärtruppen, die die Holländer im Spanisch-Holländischem-Krieg unterstützten, brachten das Wacholdergetränk mit auf die heimatliche Insel. Dort wurde der Genever kurzerhand in “Gin” umbenannt.
Gin wurde im 17. Jahrhundert auch jede andere Art von billigem Branntwein in Großbritannien genannt. Durch eine Überproduktion an Weizen wurde mehr Branntwein hergestellt und die Preise sanken. In nur 50 Jahren stieg der Pro-Kopf-Konsum auf das 10fache. In London wurde in fast jedem fünften Haus Branntwein als Einkommenserwerb ausgeschenkt. Das hatte katastrophale gesundheitliche und soziale Konsequenzen. Deshalb wurden 1751 seitens des Parlaments Steuererhöhungen und die Einführung von Schanklizenzen beschlossen – der sogenannte Gin Act.

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Bei unserer Verkostung standen drei verschiede Gin Kategorien im Focus.

London (Dry) Gin
London Gin ist keine Herkunftsbezeichnung, sondern vielmehr eine Kategorie für Gin mit bestimmten Vorschriften für die Destillation und die Zutaten. Diese wurden von einer EU-Verordnung im Jahr 2008 festgeschrieben.

    • Mehrfache Destillation aus reinem Ethylalkohol und pflanzlich-landwirtschaftlichen Ausgangsstoffen wie Getreide oder Melasse
    • Keine eindeutige Festlegung des Getreides und der Botanicals außer Wacholder
    • Die Aromen dürfen nur durch die Destillation von Ethylalkohol in herkömmlichen Destilliergeräten unter Zusetzen aller verwendeten pflanzlichen Stoffe (Botanicals) gewonnen werden
    • Es dürfen keine Farb-und Aromastoffe zugesetzt werden
    • Der Gehalt an zugesetzten süßenden Erzeugnissen darf nicht mehr als 0,1g Zucker je Liter betragen
    • Der Mindestalkoholgehalt beträgt 37,5% vol.

Wenn einem London Gin keinerlei süßende Erzeugnisse zugesetzt werden, wird der London Gin durch die Bezeichnung „dry“ ergänzt. Der London Dry Gin ist wohl die älteste und traditionsreichste Kategorie des Gins.

Dry Gin und Destilled Gin
Diese Kategorie ist dem London Gin sehr ähnlich aber nicht ganz so streng reglementiert.

      • Die Botanicals dürfen zu jedem Zeitpunkt der Destillation hinzu gegeben werden.
      • Es dürfen Farb- und Aromastoffe zugegeben werden.

Gemeinsamkeiten beim Dry Gin und London Dry Gin sind die mindestens zweifache Destillation und das Verbot von Zuckerzusatz.

New Western Dry Gin
Diese Kategorie ähnelt sehr der des London Gin. Allerdings werden mehr Geschmackstoffe und Gewürze verwendet. Somit rückt der Wacholdergeschmack in den Hintergrund und verliert seine dominierende Eigenschaft. Diese Kategorie erfreut sich großer Beliebtheit.

Wir stellten uns die Frage, ob eine reine Gin-Verkostung für diesen Abend das Richtige sein würde. So wie auch wir, trinken doch die wenigsten Gin pur, ob nun zu Hause oder in einer Bar! Für die meisten von uns sind doch Gin und Tonic Water unzertrennlich miteinander verbunden. Deshalb entschieden wir uns, das auch an diesen Abend zum Thema zu machen. Aber nur ein Tonic? Nein… Wenn schon die Vielfalt bei Gin zu zeigen ist, warum nicht auch die Vielfalt beim Tonic hervorheben. Unserer Erfahrung nach gibt es auch da starke Unterschiede. P1080974Also wählten wir einerseits das allseits bekannte und beliebte Schweppes und andererseits das bei uns im Geschäft favorisierte Thomas Henry aus. Zudem gaben wir Zitrone, Orange und Rosmarin zur individuellen Verfeinerung mit auf die Tische. Das sollte für Überraschungen sorgen.

Aber es wäre keine Verkostung unseres Geschäftes, wenn wir nicht auch immer ein Nosingglas aufstellen würden. Wir wollten, dass der pure Geschmack der unterschiedlichen Gins auch entdeckt werden kann. Für viele sicher eine Premiere.
So fanden sich am Schluss drei Gläser vor jedem Teilnehmer – um die fünf verschiedenen Gins jeweils pur, mit Schweppes und mit Thomas Henry verkosten zu können.P1080972

Den Auftakt machte ein Klassiker: der Tanqueray London Dry Gin. Er ist sicher in jeder Bar zu Hause und bei vielen hat er zudem einen festen Platz daheim.

Die Geschichte des Tanqueray beginnt vor mehr als 180 Jahren. Bis heute ist man alten Rezepturen treu geblieben. P1080984Der Tanqueray London Dry Gin ist ein  trockner und ausgewogener Gin. Er wird viermal destilliert und aus vier Botanicals hergestellt. Als Basis für den Destillationsvorgang dient Getreide. Die Botanicals sind klassisch und herb gehalten – traditionell Wacholderbeere und Koriander. Die weiteren Botanicals sind nicht genau definiert. Das harmonische Zusammenspiel der Botanicals verleihen dem Tanqueray London Dry Gin, sein herb-frisches Aroma und seinen komplexen und klaren Geschmack.

Danach kam der Berliner Brandstifter Dry Gin ins Glas. Er wird mehrfach destilliert und 7fach gefiltert… ein milder und weicher Gin. Wacholder steht natürlich im Vordergrund. P1080985Mit typischen regionalen Botanicals, wie Holunderblüte, Malvenblüte, Waldmeister und frischer Gurke bekommt dieser Gin seinen ganz eigenen Charakter. Die Botanicals werden regional angebaut und von Hand gepflückt, auch die Abfüllung und Nummerierung der Flaschen erfolgt Handarbeit.
Mit dem Berliner Brandstifter führt der gebürtige Berliner Vincent Honrodt seit 2009 eine Familientradition fort, die ihren Ursprung Anfang des 20. Jahrhunderts hat. Sein Uhrgroßvater war zur damaligen Zeit der Direktor der Zuckerfabrik Vossberg, nahe Berlin. Aus Getreide und Zuckerrüben brannte er mit Leidenschaft edle Brände. Reinheit und besonders milder Geschmack, steht bei den Produkten von Vincent Honrodt im Vordergrund.

Der Dritte im Bunde war der Monkey 47 Dry Gin, in dem – wie der Name schon vermuten lässt – 47 handverlesene Zutaten stecken. Fichtennadeln und Wacholder, treffen auf unterschiedliche Kräuteraromen. Ihren Ursprung soll die Rezeptur von Monkey 47 bereits in der Nachkriegszeit haben. P1080993Der Legende nach hatte der Brite Montgomery Collins, der 1945 als Commander der Royal Air Force nach Berlin gekommen war und sich für den Wiederaufbau des Berliner Zoos eingesetzt hat, eine Patenschaft für einen Javaneraffen namens Max übernommen. Er ließ sich später im Schwarzwald nieder und eröffnete den „Gasthof zum wilden Affen“. Er kreierte mit einer ansässigen Brennerei „Max the Monkey – Schwarzwald Dry Gin“. Alte Rezepte von Montgomery tauchten irgendwann wieder auf und dienten Alexander Stein und Christoph Keller von Black Forest Distillers als Basis für ihre eigene Rezeptur.

Nummer vier an diesem Abend war der Lyonel Dry Gin, der in Weimar destilliert wird. Die Wiegand Manufaktur ist ein kleines Familienunternehmen.P1080990 Für die Gins wenden sie nur zertifizierte Bio-Zutaten. In diesem Dry Gin finden sich 13 Kräuter, die aus ökologischem Anbau aus der Region stammen. Darunter sind unter anderem Wacholder, Zitronenschale, Koriander, Zimt, Wermut, Lavendel, Kardamom, Waldmeister und Kümmel. Nach der Mazeration werden sie in einer Kupferblase über einer offenen Flamme destilliert. Der Lyonel Gin ist trotz seiner 50% vol. Alkohol angenehm mild.

Als letzter an der Reihe kam der Brockman`s Premium Gin. Er basiert auf speziell ausgesuchten Botanicals… unter anderem Koriandersamen aus Bulgarien und eher ungewöhnlichen Zutaten wie Brombeeren und Blaubeeren. P1080987Abgerundet wird die Auswahl an Kräutern und Gewürzen durch bittersüße Orangenschalen aus dem spanischen Valencia. Der Brockman’s ist sehr ausgewogen und weich. Seine Botanicals machen ihn zu einem etwas anderen Trinkerlebnis. Der Wacholder verliert seine Dominanz. Andere Botanicals wie die Beeren bewege sich mit der Wacholder Note auf einer Ebene.

Als besondere Überraschung hielt der Chef – der auch durch den Abend führte – noch einen MOM Distilled Premium Gin zum Abschluss bereit. P1080994Dieser von unseren Lieferanten für diesen Verkostung zur Verfügung gestellt worden. Geschmacklich beerig fruchtig, aber nicht so intensiv wie der Brockman´s war dies ein schöner Ausklang des Abends und vielleicht eine neue Errungenschaft für unser Geschäft.

Bleib nur die Frage, welches Tonic Water am besten zu welchem Gin passt? Einfache Antwort… finden Sie es selbst heraus. An diesem Abend fanden wir keine abschließende Antwort. Der lebhaften Kommunikation an den Tischen zu folgen, hatte jeder seinen eigenen Favoriten. Der richtige Gin, das passende Tonic oder die entsprechenden Zutaten aus Orange oder Zitrone: es bleibt vor allem Ihrem Geschmack überlassen. Gin ist gerade in den letzten Jahren wieder sehr populär geworden und bietet durch seine verschiedenen Botanicals und Styles, die unterschiedlichsten Geschmackserlebnisse.

Für uns bleibt festzuhalten, dass es ergänzend zu unseren Whiskey-, Rum- und Weinverkostungen eine wirklich begeisternde Veranstaltung war, die eine Neuauflage verdient hat. Uns hat dieses Tasting sehr viel Spaß gemacht.

Wir freuen uns Sie bald wieder begrüßen zu dürfen.
Albrecht Wirz und Familie