Bei der ersten Rum-Verkostung in diesem Jahr suchten wir Sorten, die wir selbst noch nicht oder schon lange nicht mehr auf der Zunge hatten.
Der Starter an diesen Abend sollte auch ein Rum sein, was ja bei uns sonst eher unüblich ist. Obwohl der Name Rum in diesem Fall nicht ganz richtig ist: „Black Tears Spiced“ ist – wie der Name es schon verrät – ein Spiced Rum. Es ist wohl der weltweit erste Spiced mit kubanischen Rum. Der Rum für Black Tears wird nach zwei Jahren Lagerung in Eichenholzfässern mit natürlichen Essenzen von Vanille, Kaffee, Pfeffer sowie weiteren Gewürzen verfeinert und erhält so ein Aroma.

Der Rum! Wir unterscheiden zwischen drei unterschiedliche Arten des Rums:
Rum aus Melasse, aus Sirup (Virgin Sugar Cane Honey) und aus Saft.
Bei dieser Verkostung wollten wir uns auf Rumsorten konzentrieren, die aus Melasse und aus Sirup destilliert werden.
Melasse ist das natürliche Nebenprodukt der Zuckerherstellung aus Zuckerrohr.
Bei dem Virgin Sugar Cane Honey, handelt es sich um einen honigartigen Sirup. Wie wird der Virgin Sugar Cane Honey hergestellt?!
Es handelt sich dabei um die Erstpressung des natürlich entstandenen Zuckers in den Stängeln des Zuckerrohrs. Bis der Virgin Sugar Cane Sirup entsteht, wird der frisch gepresste Saft erhitzt, wieder geklärt und danach gefiltert um Festbestandteile aus der Flüssigkeit zu entfernen. Die gefilterte Flüssigkeit wird nochmal erhitzt um überflüssiges Wasser zu entfernen und den Zucker in einer honigartigen Konsistenz stärker zu konzentrieren. Anschließend kann mit der Destillation begonnen werden.Nach etwas Geschichte, der Herstellung und den verschiedenen Stilen war es an der Zeit, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, den Geschmack!

Vor uns befanden sich zwei gefüllte Gläser. In dem einen der Ron Brugal Gran Reserva Familiar 1888 40% vol. und in dem anderen der Ron Barceló Imperial 38% vol. Beide aus der Dominikanischen Republik und beide aus Melasse destilliert.

Der Brugal wirkt etwas kräftiger als der Barceló, was nicht nur an dem höheren Alkoholgehalt liegt. Der Brugal ist deutlich würziger und holzbetonter im Geschmack. Zwar sind Vanille und eine schöne Rumsüße vorhanden, aber in der Gesamtheit doch etwas verhaltender als beim Barceló.

Der Familiar 1888 ist eine limitierte Abfüllung des Familienbetriebes. Seit 1888 wird der Brugal bereits in fünfter Generation produziert. Heute führt Jassila Villanueva als erste weibliche „Maestra Ronera“ das Erbe der Brugal-Familie fort. Die Reifung erfolgt für ca. 14 Jahre in amerikanischen Weißeichenfässern und First-Fill Sherryfässern.
Ron Barceló wurde 1930 von Julian Barceló gegründet, die Brennerei ist auch heute noch in Familienbesitz. Der Ron Barceló reift für ca. 10 Jahre in amerikanischen Weißeichenfässern.

Das nächste Duo waren der Ron Botran Solera 1983 Gran Reserva 18 40% vol. aus Guatemala und der Rum Flor de Cana 18 Jahre Centenario Gold 40% vol. aus Nicaragua.

Der Ron Botran wird aus Virgin Sugar Cane Sirup hergestellt. Im Aroma und Geschmack finden wir eine schöne Süße, Karamell, dunkle Schokolade und eine leicht pfeffrige Note. Dieser reift in amerikanischer Weißeiche und erhält sein Finish in Sherryfässern. Ein runder und weicher Rum. Ron Botran von der Unternehmensgruppe Industrias Licoreras de Guatemala vertrieben, ein Zusammenschluss aus mehreren Destillieren, Landwirten und Abfüllern. Die erste Destillation begann 1939. Die Reifung von Ron Botran erfolgt 2300 Meter über dem Meeresspiegel.

Der Flor de Cana 18 Jahre wird aus Melasse destilliert. Er ist in Aroma und Geschmack komplex und vielschichtig. Rumsüße, Vanille, das Aroma von geröstet Nüssen und dunkler Schokolade sind harmonisch zusammengefügt. Eine pfeffrig, würzige Note fügt sich perfekt ein. Die Reifung erfolgt für 18 Jahre in Ex-Bourbon Fässern. 1860 wurde die San Antonio Sugar Mill Brennerei von Francisco Alfredo Pellas gegründet.
Seit 1937 ist die eigenständige Firma Compania Licorera de Nicaragua für die Herstellung und den Vertrieb der Marke Flor de Cana verantwortlich. In fünfter Generation wird sie von der Familie Pellas geleitet. Da es die einzige Brennerei des Landes ist, werden alle Rumsorten dort gebrannt – auch wenn sie die Namen von anderen Abfüllern tragen.

Nach diesen vier Rumsorten mit etwas mehr Würze aber dennoch einer schönen Süße, gestatteten wir uns eine Pause. Danach richteten wir unser Augenmerk auf drei Vertreter, die deutlich mehr Rumsüße versprechen sollten.

Das Paar vor uns auf dem Tisch, der Don Papa 10 Jahre 43% vol. von den Philippinen und der Ron Zacapa Edicion Negra 43% Vol. aus Guatemala.Don Papa – mehr Kontrast geht nicht zum Flor de Cana 18: deutliche Süße, Orangen, exotische und kandierte Früchte. Fast schwarz im Glas und mit einer Konsistenz, die eher an einen Likör erinnert. Die Reifung erfolgt für 10 Jahre in amerikanischer Eiche.  Wir alle stellten uns die Frage, ob diese Süße und das Aroma wirklich einzig aus der Verwendung eines der süßesten Zuckerrohrarten der Welt und der anschließenden Reifung stammen? Nichts desto trotz, ein spannender Rum. Wer es süß mag, ist hier genau richtig!

Der Don Papa 10 Jahre ist eine small Batch Abfüllung – wird also nur in kleinen Chargen abgefüllt. Destilliert wird Don Papa auf der Insel Negros und reift am Fuße des Mount Kanlaon. Der Rum ist  Hommage an Don Papa – ein Held der Philippinischen Revolution. Als einfacher Vorarbeiter auf einer Zuckerrohrplantage schloss er sich dem Kampf um die Unabhängigkeit seines Landes an.
Auch der Ron Zacapa Edicion Negra präsentierte sich mit viel Süße, Vanille und Karamell. Aber er ist doch etwas verhaltender als der Don Papa. Rund, komplex und einer leichten Würze. Der Edicion Negra ist der Nachfolger des Etiqueta Negra Solera 23. Gelagert wird er in zweifach ausgebrannten amerikanischen Weißeichenfässern. Wie auch der Ron Botran wird der Ron Zacapa aus Virgin Sugar Cane Honey destilliert und reift im Systema-Solera Verfahren. Sie werden beide von der Industrias Licoreras de Guatemala vertrieben. Allerdings wird der Ron Zacapa erst seit 1976 zur Ehrung des einhundertjährige Bestehens der gleichnamigen Stadt Zacapa im östlichen Guatemalas produziert. Der Arzt und Chemiker Alejandro Brugaleta gründete die Marke.

Als Finale an diesem interessanten und schönen Abend hatte der A.H. Riise 1888 Copenhagen Gold Medal Rum 40% vol. von den Jungferninseln seinen Auftritt.

Auch er ist ein Vertreter der süßeren Rumsorten. Aus Melasse destilliert, präsentiert er sich mit einer intensiven Süße und einer leichten Würze. Im Mund fühlt er sich sehr cremig und füllend an. Die Rums A.H. Riise sind eine Ehrung an den 1810 geborenen, geschäftstüchtigen Dänen, Albert Heinrich Riise. Sein Wirkungskreis umfasste unter anderem die Herstellung von Arzneien und Alkoholika in der Hauptstadt der damaligen dänischen Kolonie Danisch West Indies (den heutigen, Jungferninseln in der Karibik).
Gegründet wurde das Handelshaus A.H. Riise 1838. Man hat die Jahreszahl 1888 gewählt weil in diesem Jahr die nordische Ausstellung in Kopenhagen stattfand und ein Rum aus dem Hause A.H. Riise Gold gewann. 200 Jahre wird nun schon Rum bei A.H. Riise hergestellt und jetzt konnten auch wir einen feinen Tropfen aus dem Haus probieren.

Es ist eine sehr schöne Verkostung gewesen und hat wie immer viel Spaß gemacht.

 

 

Wir freuen uns jetzt schon, sie bald wieder bei uns begrüßen zu dürfen.
Albrecht Wirz und Vanessa Qualitz